Andreas Felix von Oefele (1706–1780)
Andreas Felix von Oefele, geboren am 17. Mai 1706 in München, war eine herausragende Persönlichkeit des 18. Jahrhunderts in Bayern. Als Historiker, Bibliothekar und Förderer der Wissenschaften prägte er die kulturelle Entwicklung seiner Heimat nachhaltig.
Frühe Jahre und Ausbildung
Oefele entstammte einer bürgerlichen Familie; sein Vater war Gastwirt in München. Bereits in jungen Jahren zeigte er außergewöhnliche intellektuelle Fähigkeiten. Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums München (heute Wilhelmsgymnasium) studierte er Rechtswissenschaften, Geschichte und Theologie an den Universitäten Ingolstadt und Löwen. Schon 1723 begann er mit der Abfassung der zehnbändigen „Lebensgeschichten der gelehrtesten Männer Bayerns“, ein Werk, das seine lebenslange Leidenschaft für die bayerische Geschichte widerspiegelt.
Karriere am Hof und in der Wissenschaft
Nach Studienaufenthalten in den Niederlanden und Frankreich kehrte Oefele 1735 nach München zurück und wurde Erzieher der Prinzen Clemens und Max, Söhne des Prinzen Ferdinand Maria. 1746 ernannte ihn Kurfürst Max III. Joseph zum „kurfürstlichen Rat, Bibliothecarius und Antiquarius“ und übertrug ihm die Leitung der Hof- und Staatsbibliothek. In dieser Position modernisierte Oefele die Bibliothek grundlegend und machte sie zu einer der bedeutendsten ihrer Zeit.
Oefele war auch maßgeblich an der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften beteiligt, deren wissenschaftliches Mitglied er 1759 wurde. Für seine Verdienste wurde er 1772 in den Adelsstand erhoben.
Der Nachlass: Die „Oefeleana“
Ein bedeutendes Vermächtnis Oefeles ist sein umfangreicher Nachlass, bekannt als „Oefeleana“. Diese Sammlung, die über 70 Regalmeter umfasst, enthält eine Vielzahl von Handschriften, Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten zur bayerischen Landes-, Kirchen-, Kunst- und Familiengeschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert. Seit 1903 befindet sich die Sammlung als Schenkung der Familie in der Bayerischen Staatsbibliothek.
Vermächtnis und Bedeutung
Andreas Felix von Oefele verstarb am 24. Februar 1780 in München und wurde in der Frauenkirche beigesetzt. Sein Lebenswerk als Historiker, Bibliothekar und Förderer der Wissenschaften hat die kulturelle Landschaft Bayerns nachhaltig geprägt. Seine Bemühungen um die Sammlung und Bewahrung historischer Dokumente sowie seine Rolle bei der Modernisierung der Hofbibliothek und der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften machen ihn zu einer zentralen Figur der bayerischen Aufklärung.
Für weiterführende Informationen bietet die Bayerische Staatsbibliothek digitalisierte Werke Oefeles an, darunter die „Rerum Boicarum Scriptores“ und seine Tagebücher, die einen tiefen Einblick in das Leben und Denken eines Gelehrten des 18. Jahrhunderts ermöglichen.
Eine aktuelle Leseempfehlung zu den Tagebüchern des Andreas Felix von Oefele ist die Rekonstruktion von Markus Christopher Müller: Ein Gelehrter am Münchener Hof. Die Tagebücher des Andreas Felix von Oefele (1706–1780). Münchener Historische Studien – Abteilung Bayerische Geschichte 27. Kallmünz/Opf.: Verlag Michael Laßleben, Februar 2020. ISBN 10: 3784731279; ISBN 13: 978‑3784731278.